Heute möchte ich ein Thema aufgreifen mit dem sich sehr viele Hunde- und Katzenbesitzer beschäftigen. In Gesprächen mit neuen Kunden, höre ich oftmals, „… eine Darmsanierung habe ich schon gemacht, das hat aber nicht nichts gebracht!...“
Warum das so ist und wie es funktioniert, möchte ich heute mal etwas genauer erklären.
Darmsanierung bei Hund und Katze: Ein schrittweiser Ansatz für ein gesundes Mikrobiom
Der Darm ist ein komplexes Ökosystem, das eine entscheidende Rolle für die Gesundheit von Hunden und Katzen spielt. Eine gestörte Darmflora kann zu einer Vielzahl von Problemen führen, darunter Verdauungsstörungen, Allergien, Hautprobleme und ein geschwächtes Immunsystem. Eine Darmsanierung kann helfen, das Gleichgewicht im Darm wiederherzustellen und die Gesundheit des Tieres zu verbessern.
Viele Tierhalter beginnen bei einer Darmsanierung mit den guten Bakterien aus dem Dickdarm. Doch dies ist eine falsche Herangehensweise und es muss eigentlich der letzte Schritt in der Darmsanierung sein. Das wäre quasi vergleichsweise so, als würde man bei einem Hausbau mit dem Dach beginnen.
Alles, was ein Tier einnimmt, (Nahrung, Medikamente, Probiotika, Präbiotika, Nahrungsergänzungsmittel usw.) geht zu erst in den Magen, dort gelangt es weiter in den Zwölffingerdarm und dann weiter zum Dünndarm.
Daher muss als erstes eine Diagnostik für den Dünndarm gemacht werden. Liegt z.B. ein Gallensäureverlustsyndrom vor? Ein Leaky Gut oder auch ein SiBO- Dünndarmfehlbesiedlung?
Schritt 1: Den Dünndarm sanieren
Der Dünndarm ist der Ort, an dem die meisten Nährstoffe aufgenommen werden. Eine gesunde Dünndarmflora ist daher entscheidend für die optimale Verdauung und Nährstoffaufnahme.
Im Zwölffingerdarm und im Dünndarm lebt nur die Gruppe der Lactobacillen. Liegt hier bereits eine Dysbiose (also eine zu kleine Anzahl der Lactobacillen) vor, kann eine gut gemeinte, aber falsch gemachte Darmsanierung dazu beitragen, dass eine SIBO- Dünndarmfehlbesiedelung entsteht. Der Tierhalter meint es zwar gut und füttert ein Produkt, in dem Darmbakterien enthalten sind. In diesen Produkten sind jedoch fast immer Dickdarmbakterien enthalten, die sich dann im Dünndarm ansiedeln können, weil dort ja Platz ist. Somit entsteht eine SIBO.
Als erstes muss ich mich aber gar nicht um die Bakterien kümmern, denn die Bakterien haben einen sehr hohen Lebensanspruch, wenn dieser nicht erfüllt wird, wandern die teuren guten Bakterien in den Hundekotbeutel oder in das Katzenklo.
Zunächst müssen die Bedingungen für die Darmsanierung bzw. die Zuführung der guten Darmbakterien geschaffen werden.
Das heißt, ich brauche einen „Wohnort“ für die Bakterien. Diese wohnen in der Darmschleimhaut.
Schauen wir uns also als erstes die Schleimhaut an:
Die Schleimhaut kann sich nur vernünftig aufbauen, wenn genug Futter für die Schleimhaut vorhanden ist, keine Parasiten oder schlechte als auch falsche Bakterien sowie auch falsch verdaute Nahrung die Schleimhaut belasten.
Wenn ich also alle Bedingungen für die Darmschleimhaut geschaffen habe, dann können die Lactobacillen in den Dünndarm einziehen.
Jetzt kann ich weiter gehen zum Dickdarm.
Schritt 2: Den Dickdarm sanieren
Im Colon wird besonders bei der Katze (Katze sind Wüstentiere) die Flüssigkeit und Elektrolyte aus dem Brei gezogen, daher ist Katzenkot im Vergleich zum Hund wesentlich fester.
Parallel dazu wird über Becherzellen Schleim gebildet und dem trockenen Kot beigemengt, um ihn als Kot gut gleitfähig zu machen.
Bei der Dickdarmsanierung gehe ich wie beim Dünndarm vor. Auch hier müssen erst die Ursachen gefunden werden. Warum sind die Schleimhaut und die Dickdarmflora zerstört?
Ursachen können sein: falsche Verdauung z.B. durch eine exokrine Pankreasinsuffizienz, ein Gallensäureverlust Syndrom, Parasiten usw.
Dann muss, wie im Dünndarm auch erst die Schleimhaut repariert werden, um Platz für die guten Bakterien zu schaffen.
Im Dickdarm von Hunden und Katzen leben Billionen von Bakterien, die als Darmflora oder Mikrobiom bezeichnet werden. Diese Bakterien spielen eine entscheidende Rolle für die Gesundheit der Tiere.
Diese Bakterien haben viele Aufgaben, daher ist ein gutes Mikrobiom auch so wichtig:
Darmbakterien fermentieren unverdauliche Ballaststoffe und produzieren kurzkettige Fettsäuren (SCFAs), die als Energiequelle für die Darmzellen dienen und die Darmgesundheit fördern.
Einige Darmbakterien produzieren wichtige Vitamine wie Vitamin K und B-Vitamine, die vom Körper aufgenommen werden.
Ein Großteil des Immunsystems befindet sich im Darm. Die Darmbakterien trainieren und stimulieren das Immunsystem, um Krankheitserreger abzuwehren.
Eine gesunde Darmflora bildet eine Schutzbarriere gegen schädliche Bakterien und verhindert deren Ausbreitung.
Einige Bakterien produzieren Stoffe, die Entzündungen im Darm reduzieren können.
Andere Bakterien produzieren Stoffe, die das Wachstum von Krankheitserregern hemmen oder abtöten.
Es gibt Hinweise darauf, dass die Darmflora auch die Stimmung und das Verhalten von Hunden und Katzen beeinflussen kann.
Eine gesunde Darmflora kann das Risiko für Allergien reduzieren.

Faktoren, die die Darmflora beeinflussen:
Eine ausgewogene und artgerechte Ernährung ist entscheidend für eine gesunde Darmflora.
Antibiotika können die Darmflora schädigen, daher sollten diese nur bei Bedarf eingesetzt werden. Nicht immer muss mit Antibiotika behandelt werden! Ist ein Antibiotikum notwendig, sollten im Abstand von 4 h zu den Antibiotika und mindestens 14 Tage länger ein Probiotikum aus Lactobacillen und Bifidobakterien verabreicht werden. Sollte dein Tier parallel auch eine Bauchspeicheldrüsen Entzündung haben, solltest du hier nicht eigenmächtig handeln, sondern dir einen erfahrenen Therapeuten suchen der dich diesbezüglich umfassend beraten kann.
Stress kann das Gleichgewicht der Darmflora stören. Schaffen Sie eine ruhige und stressfreie Umgebung für Ihr Tier.

Unterstützung der Darmgesundheit:
Präbiotika: Dies sind unverdauliche Ballaststoffe, die das Wachstum nützlicher Bakterien fördern. Ballaststoffe sind für die Gesundheit des Dickdarms unerlässlich. Sie fördern die Darmbewegung und helfen, Verstopfung vorzubeugen.
In der Natur würden Hund und Katze täglich über Nahrung (ganze Beutetiere) die guten Darmbakterien aus dem Darm der Maus/ Hase mitfressen, dies ist bei uns im Napf nicht der Fall, daher sollten immer lösliche und unlösliche Ballaststoffe gefüttert werden.
Eine gesunde Darmflora ist somit essentiell für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Hunden und Katzen.
Wichtige Hinweise:
Eine Darmsanierung sollte immer in Absprache mit dem Tierarzt oder Tierheilpraktiker mit Fachrichtung Darm erfolgen.
Die Dauer der Darmsanierung hängt von der Schwere der Symptome ab.