Die Reise durch den Verdauungstrakt der Katze

Veröffentlicht am 18. Januar 2023 um 05:52

Kennen Sie das? Sie bereiten der Katze ihre Mahlzeit vor, stellen sie ihr hin, die Katze riecht nur daran und wendet sich ab.
Wenn sie doch nur mal probieren würde...
Warum Ihre Katze das nicht macht, ist sehr einfach zu erklären. Sie riecht viel besser als sie schmecken kann!
Verantwortlich sind hierfür die 200 Millionen Riechzellen in ihrem Rachen und das Jacobonsche Organ. Sie können, wenn Sie genau hinschauen, erkennen, wenn eine Katze den Geruch interessant findet.
Das Katzenmaul ist leicht geöffnet, die Oberlippe ist etwas zurückgezogen. Die Zunge wandert nun gegen das Jacobsorgan (dieses liegt hinter den Vorderzähnen) und die Luft wird angehalten.
Das Gehirn der Katze arbeitet nun auf Hochtouren um den Geruch zu analysieren.
Diese Geruchsanalyse nennt man Flehmen und kann z.B. bei Löwen oder anderen Großkatzen sehr gut beobachtet werden.
Unsere Haustiger machen dies auch, nur ist dies wesentlich schwieriger zu erkennen.
Der Geruchssinn wird nicht nur gebraucht um zu analysieren, was in dem vorgesetzten Napf ist, in der Natur wird er gebraucht um Nahrung überhaupt zu finden.
Haben Sie einen Happen Fleisch gefunden, den Ihre Fellnase frisst, gehen wir mit ihm auf die Reise...

Die Reise durch den Verdauungstrakt der Katze

Mit der Zunge ist es der Katze möglich ein wenig zu schmecken, außerdem wird durch die Zunge das Futter ganz genau untersucht. Je nach Beschaffenheit des Futters (Temperatur, Feuchte, Form) wird viel, weniger flüssig, oder schleimiger Speichel produziert. Bei trockener Nahrung (z.B. Trockenfutter) wird wässriger Speichel produziert. Somit entsteht schon beim ersten Kontakt ein Wasserentzug im Körper.
Bei artgerechter Ernährung (wie in der Natur, also z.B. einer Maus) wird der Speichel recht dickflüssig.
Zuständig dafür sind kleine unterschiedlich geformte Papillen auf der Zunge.
Diese prüfen das Nahrungsangebot und senden Signale, um den richtigen Speichel zu erhalten, denn nur mit dem richtigen Speichel gelangt die Nahrung auf dem schnellsten Weg in die Speiseröhre hinunter zum Magen.

Bei Fleischfressern (Karnivoren) wird die Nahrung nicht im Maul zersetzt. Der Speichel dient lediglich als Transportmittel.
Bevor die Nahrung sich auf den Weg in die Speiseröhre macht, kommt sie mit den Zähnen der Katze in Berührung. Ohne Zähne würde die Katze in freier Wildbahn extreme Probleme bekommen überhaupt Nahrung zu erbeuten. Diese werden gebraucht um die Beute zu fangen, zu töten und zu zerkleinern.
Die Fangzähne (Eckzähne) töten die Beute. Die Reißzähne (Backenzähne) sind extrem scharf, damit wird ein Stück der Beute herausgerissen.
Dreißig Zähne hat eine ausgewachsene Katze.
Das Gebiss der Katze ist auf das Zerteilen der Beute ausgerichtet und da die Katze ihren Unterkiefer kaum hin und her bewegen kann, muss sie beim Kauen den Kopf mal nach links und mal nach rechts drehen. Sie kann das Fleisch also nicht zermalmen, sondern nur zerkleinern und schlucken.

Die Katze schluckt nun den ersten Bissen hinunter, dieser passiert also den Rachenraum und wandert weiter die Speiseröhre entlang. 
Sie beißt im Gegensatz zum Hund kleinere Stücken ab, da sie engere Passagen in der Speiseröhre hat. Diese können verstopfen, wenn die Futterbrocken zu groß sind. Daher frisst die Katze lieber alleine und in Ruhe. 
Katzen sind zudem Einzeljäger, sie gehen allein auf die Jagd und fressen auch allein. (Ausnahme: Mutter mit Kitten; hier wird allein gejagt und das fressen geteilt). 

Dies sollte immer beachtet werden wenn man mehrere Katzen hält. Katzen sind keine Einzelgänger nur Einzeljäger! Bedeutet, sie leben mit dem richtigen Partner gern in Gesellschaft aber fressen gern allein.
(Daher ist eine Einzelhaltung wie allgemein angenommen, eben nicht sinnvoll und sollte vermieden werden) 

An dieser Stelle möchte ich gerne meine Praxiserfahrungen einbringen, denn einige Tiere werden irgendwann “Magenauffällig”, durch Fressen unter Stress, erbrechen nach dem Fressen oder wenn sie zu lange nüchtern sind uvmy.
Oftmals spreche ich meine Kunden zu diesem Thema an und erhalte zu 90% die selbe Antwort: “Nein, meine Tiere fressen alle ganz ruhig und gut nebeneinander”.
Meine Bitte dies zu ändern bringt immer wieder erstaunliche Veränderungen hervor.
Nach dem Stress/ Durcheinander der Umstellung, fressen die Tiere alle (dieses Mal wirklich) ruhiger. Magenprobleme verschwinden ohne Medikamente. 

Zurück zur Verdauung:

Die Nahrung landet nun im ca. zwei cm großem Magen, dieser ist ein Muskel und kann sich dehnen. 2-3 Esslöffel Nassfutter oder ein bis zwei Mäuse passen bei voller Dehnung in den Magen der Katze.
Der Magen enthält eine Säure, diese hat einen PH Wert von 1 bis maximal 2, damit sie Eiweiße aufspalten kann, Bakterien und Viren abtöten kann. Diese Säure wird durch Drüsen in der Magenwand in den Speisebrei gemischt. 
Pepsin ist ein Verdauungsenzym und kommt auch aus diesen Drüsen und hilft bei der Eiweißverdauung. 
Damit die Magenwände nicht selbst von den Verdauungssäften und Enzymen angegriffen werden, produzieren sie eine schützende Schleimschicht, die Magenschleimhaut.
Durch Muskelkontraktionen des Magens gelangt der Nahrungsbrei in den Darm, genauer in den Zwölffingerdarm. 
Die Galle schickt in diesen ihren Saft, um die Säure zu neutralisieren. Wird eine Katze mit Trockenfutter ernährt, arbeitet die Leber (die den Gallensaft herstellt) auf Hochtouren, denn der trockene Speisebrei (Trofubrei) ist im Magen mit Magensäure (Ph Wert 1-2) vollgesogen. Es wird also viel mehr Gallensäure benötigt als bei einer artgerechten Ernährung.
Denn der Dünndarm benötigt ein alkalisches Milieu, bedeutet einen PH Wert von 5-6, um den Hauptteil der Verdauung zu starten. 
Eine weitere Aufgabe der Gallenflüssigkeit ist es, Fett in kleinste Tröpfchen zu teilen, damit die Lipase (Fett zersetzendes Enzym) eine größere Angriffsfläche hat.
Die Bauchspeicheldrüse schickt nun ihre Verdauungssäfte dazu:
Peptidasen zur Verdauung von Eiweißen,
Amylase zur Verdauung von Kohlenhydraten,
Lipasen  zur Verdauung von Fetten und
Nukleasen zur Verdauung von DNA und RNA.

Die Menge der Enzyme aus der Bauchspeicheldrüse wird der Nahrung angepasst. Die Katze ist ein Fleischfresser, also benötigt sie mehr Peptidasen als Amylasen. 
Wird eine Katze falsch ernährt, so arbeitet auch die Bauchspeicheldrüse nicht artgerecht, was zu Entzündungen oder kompletten Ausfällen führen kann. 
Die Verwertung ist nun voll im Gang, die Enzyme arbeiten und spalten die Nahrung auf. Erste Spaltprodukte, die durch die Verdauung entstanden sind, werden in den Körper aufgenommen und abtransportiert. Dies funktioniert dank der Darmzotten, da diese sich rhythmisch bewegen, sodass die Spaltprodukte tief in die Darmwand eindringen können. Die dendritischen Zellen greifen mit ihren Fühlern nach oben und präsentieren dem Immunsystem alles was sie als Antigene erkennen und als fremdartig erkennen, wie z.B. Mikroorganismen und auch Proteine.
Verkleben diese Darmzotten durch die falsche Nahrung, kommt es recht schnell zu einer Unterversorgung an Nährstoffen.
Die Spaltprodukte wandern dank der Darmzotten in die Blutbahn und gelangen auf direktem Weg in die Leber, die Lipide (Teil der Spaltprodukte) gelangen über die Lymphe in die Lymphbahn in ein komplexes Lymphsystem, dort wird es weiter bearbeitet und gelangt dann über die Pfortaderblut auch zur Leber.

Wie erwähnt trägt die Leber einen wichtigen Teil zu der Verdauung bei. Hier finden die meisten Stoffwechselvorgänge des Körpers statt: Nahrungsbestandteile werden gezielt umgebaut, Umweltgifte, Medikamente, toxische Nahrungsbestandteile werden sozusagen markiert und als Giftstoffe je nach Beschaffenheit zurückgeschickt zum Darm, Nieren oder Haut, wo sie ausgeschieden werden können. 
In der Leber werden Proteine synthetisiert, Kohlenhydrate gespeichert und Fette umgewandelt. „Alte“ Blutkörperchen werden abgebaut (Kontrolle der Blutkörperchen, Anzahl) und Nährstoffe zu Fettsäuren und Aminosäuren verarbeitet. Der Nährstoffspiegel im Blut unterliegt der Regulierung durch die Leber. Weiterhin zählen zu den Aufgaben der Leber die Kontrolle des Vitamin- und Hormonhaushaltes und die Sicherstellung der Blutgerinnung.
Kupfer, Zink und Eisen werden hier gespeichert. Wenn Katzen länger als drei Tage nicht gefressen haben, kommt es schnell zu Leberproblemen.
Die Hauptarbeit oder besser gesagt die wichtigste Arbeit der Verdauung findet im Zwölffingerdarm und im Dünndarm statt. 
Der Nahrungsbrei verschwindet immer tiefer in den Dünndarm. Bei Fleischfressern ist der Dünndarm sehr kurz.

Die nächste Station ist der Leerdarm, auch hier sind Drüsen und Darmzotten, die die Arbeit vom Zwölffingerdarm fortsetzen. Die Drüsen versorgen den Nahrungsbrei weiterhin mit Enzymen, sodass die Nährstoffe weiter aufgespalten werden können und über die Darmzotten aufgenommen werden können. 
Gehen wir weiter auf die Reise, der nächste Teil des Dünndarms und auch der letzte Abschnitt ist der Hüftdarm oder auch Krummdarm (Ileum) genannt. 
Hier werden nun die letzten Verdauungsvorgänge des Nahrungsbrei eingeleitet. Hier gibt es keine Darmzotten mehr und die Darmwand ist nicht mehr so faltig und voluminös, da die verwertbaren Nahrungsbestandteile bereits vom Körper aufgenommen wurden. 
 Ein besonders wichtiger Vorgang im Hüftdarm ist die Resorption von Gallensäuren. Die Gallenblase dient als Speicherort für die Gallenflüssigkeit, über die Leber wird die Flüssigkeit direkt dort hingeleitet wo sie auf ihren nächsten Einsatz wartet. Die Gallenflüssigkeit wird sechs bis zehnmal mal wiederverwendet.
Eine weitere wichtige Aufgabe des Hüftdarms ist die Resorbierung von Vitamin B12 und anderen wichtigen Vitaminen und Spurenelementen. Auch Elektrolyte werden nun aufgenommen. 

Eine weitere Aufgabe des Hüftdarms ist die Verhinderung von Krankheiten, denn in der Nahrung befinden sich oftmals Keime, die den Katzenorganismus schwächen oder auch krank machen können. Daher besitzt der Hüftdarm mehr Lymphfollikel, diese wehren krankmachende Keime ab.
Die Nahrung bleibt für ca. 2, 5 h im Dünndarm, sie können sich also vorstellen das der komplette Dünndarm hier auf Hochtouren arbeitet. Ein Grund warum ich gegen eine 24/7 all you can eat Fütterung bin. 
Die Verdauungsorgane benötigen auch mal eine Pause. 

Der “Nahrungsbrei” (ich denke wir nennen es jetzt nur noch Brei) wandert also weiter zum Blinddarm und zum Grimmdarm.
Der Blinddarm ist ein endendes Darmstück und spielt eine wichtige Rolle im Immunsystem, denn im relativ kurzen Blinddarm der Katze sitzen sehr viele Zellen des Lymphsystems, die eine körperliche Abwehr gegen Krankheiten darstellen. Ein weiterer, sehr wichtiger Punkt im Organismus der Katze ist, dass im Blinddarm sich “gute Darmbakterien” (befinden?)
Der oftmals als unnütz dargestellte Blinddarm spielt eine wichtige Rolle im Immunsystem! Er beherbergt viele Zellen des Lymphsystems, welche die Körperabwehr gegen Krankheiten darstellt. Zudem ist er ein Rückzugsgebiet für nützliche Bakterien. Wenn eine schwere Infektion im Darm ist, verstecken sich einige gute Keime im Blinddarm und können sich von dort aus nach der Infektion ausbreiten. 
Der Grimmdarm (Colon) ist der Start des Dickdarms und auch der Hauptteil dessen,  hier finden wir den größten Teil der Darmflora. Die guten Darmbakterien verwerten nun den Rest der Nahrung aus dem Brei.

Im Colon wird besonders bei der Katze ( Katze sind Wüstentiere) die Flüssigkeit und Elektrolyte aus dem Brei gezogen, daher ist Katzenkot im Vergleich zum Hund wesentlich fester. 
Parallel dazu wird im Grimmdarm über Becherzellen Schleim gebildet und dem trockenen Kot beigemengt, um ihn als Kot gut gleitfähig zu machen. 
Nun gelangt der Kot in den Mastdarm (Rectum)  und wartet darauf, dass Ihre Katze aufs Katzenklo geht. 
Und damit ist die Reise beendet.

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